Die "neue alte Schule" kommt

In der Zeit des Lehrers Seegelke (1828 bis 1835) wurde die neue alte Schule gebaut, die heute noch steht und bis 1953 als Schule genutzt wurde.[1]

Die alte Schule war für die nun 70 Kinder des Ortes zu klein geworden und in schlechtem baulichen Zustand. Zur Gemeindeversammlung am 4. Dezember 1832 erschienen fast alle Eingesessenen des Dorfes. Sie sollte über einen Grundriss für den Schulneubau beschließen, den ein Maurermeister erstellt hatte, und sie sollte die Bauausführung erteilen. Lesen Sie den detaillierten Beschluss der Gemeinde:

„… Das Haus soll zu Anfang des Monats Januar 1834 in Sparren stehen und zu Michaelis desselben Jahres zum Einziehen fertig seyn …“

Nun gaben sieben anwesenden Bewohner ihre Gebote ab, zu denen sie das neue Schulhaus errichten wollten. Halbmeier Heinrich Öhlschläger (Nr. 2) erhielt den Bauauftrag für die Summe von 765 Rt[2] vorbehaltlich der Zustimmung durch die Königliche Regierung. Die Gemeinde sollte für den Holzankauf 300 Rt. zu Lichtmess 1833 und 200 Rt. zu Lichtmess 1834 zahlen. Wenn das Haus ganz fertig sei, zu Lichtmess 1835, wurde der Rest von 265 Rt. Fällig.

Zwischenzeitlich hatte Heinrich Düwel von diesem Vertrag erfahren. Er war am 4. Dezember nicht auf der Versammlung gewesen, erreichte aber durch seinen Einfluss, dass man sich drei Tage später noch einmal mit der Sache befasste. Düwel hielt die Schulstube für zu klein und Öhlschläger sei 50 Rt. zu teuer. Die Gemeinde blieb jedoch bei ihrem Beschluss und meinte, sein billigeres Angebot gebe Düwel rein aus Widerspruch gegen die anderen ab.  Aber die Regierung und das Amt Neustadt[3] genehmigten, das Haus einen Fuß länger und fünf Fuß breiter zu bauen, um eine größere Schulstube zu erhalten. Die Gemeinde nahm eine Anleihe von 300 Talern auf, rückzahlbar in 6 bis 8 Jahren, und das Königliche Konsistorium genehmigte den Bau im April 1833. Im Mai 1833 wurde der Plan noch einmal geändert. Die verfügbaren Dachbalken waren zu kurz für die Verbreiterung des Hauses. Also wurde das Schulhaus noch einmal verlängert und zwar auf 52 Fuß, um die Räume nicht erkleinern zu müssen. Für 70 Schulkinder stand damit ein Raum von 16,5 mal 27 Fuß zur Verfügung!

Wegen der Planänderung und erhöhten Bauleistung erhielt der Bauunternehmer Öhlschläger nun 800 Taler Lohn. Auch die Ausstattung fiel letzten Endes etwas besser aus als geplant. Da der vorgesehene Gipsboden zu kalt sei, kam in alle Räume ein Dielenboden aus Holz. Zur Beheizung nahm man die Öfen aus dem alten Schulhaus, da sie noch gut waren. Das neue Schulhaus wurde am 25. Oktober 1834 fertiggestellt, am 3. November 1834 offiziell besichtigt und nach Behebung einiger kleiner Baumängel seiner Bestimmung übergeben.

Für mehr als 100 Jahre wurde nun Schule im Haus an der heutigen Bürgermeister-Wehrmann-Straße gehalten, anfangs vom Lehrer Rathe.

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[1] HStA Hann, Hannover 174 Neustadt Nr. 2073.

[2] voll ausgeprägtes Geld; im Gegensatz zu Cassa Münze= Wert von nicht gesetzliche Zahlungsmitteln gegenüber öffentlichen Kassen

[3] Auf Kreisebene übten der Amtmann als weltlicher und der Superintendent als geistlicher Kirchenkommissar die Schulaufsicht gemeinsam aus.